Allerdings sind HDR-Panoramen nicht gerade unaufwändig. Wenn ein vollsphärisches Panorama mit Segmenttechnik im Multi-Row-Verfahren aufgenommen wird – also mit je zwei Aufnahmen übereinander in der Vertikalen – können dazu je nach Lichtverhältnissen über 100 Einzelaufnahmen und eine entsprechend umfassende Nachbereitung notwendig sein.
Angesichts dieses Aufwands ist Sorgfalt in der Auswahl des Motivs und der Vorbereitung besonders wichtig, um die Nachbearbeitungen auf ein Mindestmaß zu beschränken. Auf der anderen Seite kommt es auch auf Schnelligkeit in der Aufnahme an, weil sonst Lichtwechsel und Wolkenbewegungen das Ergebnis beeinträchtigen. Die Devise ist also, gründlich vorzubereiten, um dann ruhig und zügig zu fotografieren.Grundsätzlich sollten Bewegungen im Motiv genauso vermieden werden wie zu große Objekte im Vordergrund – der HDR-Effekt verstärkt ihre Dominanz noch einmal zusätzlich. Gleichzeitig ist ein vielseitiges Motiv ohne zu große einheitliche Flächen von noch größerer Bedeutung, da nur so die Möglichkeiten von HDR wirklich genutzt werden.
Es empfiehlt sich außerdem, größere Belichtungsreihen mit kleineren Belichtungsstufen zu machen, eine stärkere Überlappung und eine Brennweite oberhalb des extremen Weitwinkels zu wählen, um mehr Details und Material für die Nachbearbeitung zu gewinnen. Die geringste Verzerrung und der größte Detail-Reichtum lassen sich mit normalen Brennweiten um die 50 mm und leichtem Tele erzielen. Wie bei HDR und Panorama für sich sollten Blende, Fokus und Weißabgleich manuell eingestellt werden. Die mittlere Belichtung orientiert sich am neutralsten Teil des Panoramas.
In der Nachbearbeitung ist zu beachten, dass mit der Verbindung von zwei Verfahren auch die Zahl der Fehlerquellen steigt. Sowohl HDR-Erstellung und Tone Mapping als auch das Stitching des Panoramas kann Bildfehler verursachen. Eine gründliche Prüfung der Ergebnisse in Originalgröße ist unverzichtbar. Natürlich lässt sich das HDR-Panorama wie andere HDR-Bilder noch weiter bearbeiten – durch Retuschen, Anpassungen von Tonwerten und Schärfe sowie Filter und Zuschnitt.
One-Shot-Systeme zeigen bei diesen komplexen Aufgaben ihre ganze Stärke. Wie eine Scanzeile drehen sie sich selbsttätig um die eigene Achse und nehmen alle Belichtungsserien in einem Durchlauf auf – das macht die Aufnahme schnell verfügbar und vermeidet Bildfehler durch Bewegungen.
Eine der besten Vertreterinnen dieser Kategorie ist die SpheroCam HDR, ein komplettes System aus Hard- und Software, das vollautomatisch Kugelpanoramen in HDR-Qualität herstellt – mit einem Lichtumfang von 26 Belichtungsstufen und einer Bildgröße bis zu 5.300 x 10.600 Pixel. So komplex die Technik auch ist – die Bedienung ist äußerst komfortabel. Mit wenigen Handgriffen ist das System aufgebaut und justiert, auf Tastendruck wird die Kamera aktiviert und dann vollständig von der integrierten Software gesteuert. Ein elektronischer Panorama-Kopf dreht langsam die Kamera und das Nikon-Fisheye-Objektiv mit CCD-Zeile, die Drehgeschwindigkeit passt sich automatisch an Formatgröße und Lichtverhältnisse an, die Verzeichnung des Objektivs wird bereits während der Aufnahme korrigiert. Einfacher und schneller lassen sich Panoramen in HDR-Qualität nicht aufnehmen – so viel Komfort hat leider seinen Preis: Die SpheroCam HDR kostet im Kauf fast 60.000 Euro. Die Ausleihe bzw. die Beauftragung von speziellen Fotografen mit dieser Ausrüstung ist eine deutlich günstigere Alternative.